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LE01: Urlaubsfotos/ Kultur der Digitalität
Beeindruckende weiße Strände. Das glasklare Wasser eines Bergsees. Romantische Sonnenuntergänge. So werden Urlaubsorte in den sozialen Medien oft präsentiert. Die meisten von uns werden sich solche Fotos in der Regel nur wenige Sekunden anschauen, vielleicht ein „like“ hinterlassen und zum nächsten Foto oder Beitrag „wischen“. In dieser Sitzung werfen wir zunächst einen genaueren Blick auf Urlaubsfotos in sozialen Medien. Denn zwischen dem „unüberlegten“ Schnappschuss und der gekonnten Inszenierung entstehen zahlreiche Möglichkeiten der Darstellung von Orten. Diese ermöglichen gleichzeitig Rückschlüsse auf die Ersteller:innen selbst und wirken auf die Konsument:innen zurück. In diesem Austausch entwickelt sich ein gemeinschaftlicher „Rahmen“ dessen, was Urlaubsfotos ausmacht, wie sie erstellt, verarbeitet und, z. B. durch Kommentieren, konsumiert werden. Dieses Wechselspiel zwischen aufeinander-Bezug-nehmenden Prosument:innen und die Entwicklung gesellschaftlicher Bedeutungen sind Kennzeichen einer „Kultur der Digitalität“. Dieser gesellschaftliche Zustand als Kontext jeglicher Bildungsprozesse bildet den zweiten Fokuspunkt der heutigen Sitzung.
Inhalte der Lerneinheit
- Urlaubsfotos in sozialen Medien
- Die „Kultur der Digitalität“
Arbeitsblatt
Lernergebnisse & Kompetenzen
Nach dieser Einheit können Sie
- Den Gestaltungsprozess von visuellen Darstellungen untersuchen.
- Persönliche Eindrücke von Posts reflektieren und hinterfragen.
- Urlaubsfotos als Beispiel einer „Kultur der Digitalität“ erklären.
Kultur der Digitalität
In seiner Veröffentlichung „Kultur der Digitalität“ entwirft Felix Stalder (2016) eine Beschreibung einer Gesellschaft, die bereits von Digitalität durchdrungen ist und durch diese kontinuierlich trans-formiert wird. Folgt man Stalder (2016), ist die Kultur der Digitalität durch drei Formen der Orientierung gekennzeichnet, die sich im Kontext digitaler Bedingungen verändert haben: Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität.
Referentialität zeigt sich beim Posten von Urlaubsfotos z. B. in der Verwendung bekannter Muster: Eine spezifische Pose, z. B. mit dem Rücken zur Kamera „in die Ferne blickend“ wird eingenommen oder Filter werden über ein Landschaftsfoto gelegt, um die Farben gesättigter erscheinen zu lassen.
Gemeinschaftlichkeit schließt an Referentialität an. Denn erst durch das Teilen der Fotos mit ande-ren, deren Reaktionen durch Likes oder Kommentare entsteht ein gemeinsamer Rahmen dessen, welche Merkmale ein „Urlaubsfoto“ kennzeichnet.
Algorithmizität ist in die ersten beiden Formen eingewoben: Während Algorithmen das Internet, z. B. im Kontext von Suchmaschinen, erst bedienbar machen, ist ihre Form des Sortierens und Aus-wählens nie neutral: Sucht man auf Instagram nach einem Urlaubsziel, erscheint eine Ansammlung von Fotos, die ein bestimmtes Image transportieren können, das Ausgangspunkt von Handlungs-entscheidungen werden kann.
In Ihrer Ergänzung zum Strategiepapier „Bildung in der Digitalen Welt“ nimmt die Kultusministerkonferenz (2021) konkret auf die Kultur der Digitalität als Ausgangspunkt Bezug. Sie betont dabei, dass Lernen in diesem Kontext mehr bedeutet als die Nutzung digitaler Medien. Vielmehr gehe es um die Integration dieser kulturellen Transformation in Bildungsprozesse selbst (KMK, 3). Die Gesellschaft für Fachdidaktik (2018) setzt hier ebenfalls an: Sie betont, dass in der Digitalität Fachinhalte neu entstehen und bestehende verändert werden können.
Literatur
- Stalder, Felix (2016). Kultur der Digitalität. Suhrkamp.